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Oberliga Niedersachsen 2010/11 - Spielbericht

11. Spieltag - Sonntag, 17.10.2010 - 15:00
Eintracht Nordhorn - TSV Ottersberg 1:3 (1:2)


Grafschafter Nachrichten

Eintracht verliert erstmals daheim – und das verdient
1:3 gegen den TSV Ottersberg

Die Nordhorner fanden gegen die aggressiven Gäste nie ins Spiel. Granit Curri sah wegen eines vermeintlichen Handspiels in der 60. Minute die Rote Karte.


Von Frank Hartlef - Nordhorn. Granit Curri fischte sein Trikot aus dem Schmutzwäschehaufen im Kabinentrakt des Eintracht-Stadions. Der Nordhorner Verteidiger verwies auf den Ballabdruck auf der rechten Brustseite des weißen Hemdes und versicherte glaubhaft: „Das war niemals Hand.“ Nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, presste er den rechten Arm dicht an den Körper, deutete auf seine nackte Brust und untermalte so noch einmal, wie er den Ball in der 60. Minute gegen den TSV Ottersberg von der Torlinie befördert hatte. Doch Schiedsrichter Dirk Schröer sah bei der Rettungsaktion die Hand im Spiel, entschied auf Strafstoß und folglich auch auf Rote Karte für den Eintracht-Fußballer, der seiner Ansicht nach ein sicheres Tor regelwidrig verhindert hatte. So kamen die Gäste in diesem Oberligaspiel zu ihrem zweiten Elfmeter, den Alexander Neumann zum 3:1 (2:1)-Endstand für sein Team verwandelten.

„Das war der Knackpunkt“, kommentierte Shefquet Lajci Platzverweis und Handelfmeter, doch der Eintracht-Trainer betonte, dass dies der einzige gravierende Fehler sei, den er dem Schiedsrichter ankreiden wolle. So nachsichtig wären gestern am Heideweg sicherlich nur wenige Nordhorner Fans mit dem Referee gewesen. Doch Lajci war die Schiedsrichterleistung als „Alibi“ für die erste Heimniederlage seines Teams in dieser Saison zu billig: „Wir haben verdient verloren und brauchen dafür keinen anderen Schuldigen zu suchen.“

Schon zu Beginn der Partie konnte man ahnen, dass sie nicht unbedingt im Sinne der Nordhorner verlaufen würde. Torhüter Jean-Philippe Verheyden, der den erkrankten Andre Lange (Mandelentzündung) vertrat, verursachte bereits nach vier Minuten einen Foulelfmeter und wäre besser beraten gewesen, in dieser Situation gar nicht erst einzugreifen. Weil Marco Wahlers sicher verwandelte, hieß es früh 1:0 für die Ottersberger. Quasi mit dem nächsten Angriff hätte Steve Sam für den schnellen Ausgleich sorgen können, doch der Eintracht-Stürmer scheiterte mit seinem durchsichtigen Vorhaben am guten TSV-Schlussmann Tim Eggert. „Dann wäre das Spiel vielleicht anders verlaufen“, trauerte Lajci der Chance hinterher.

Sein Team fand hernach eigentlich nie richtig ins Spiel. Die Gäste spielten taktisch sehr geschickt, standen hinten kompakt, gingen im Mittelfeld aggressiv zur Sache und nutzten die Ballgewinne zu gefährlichen Vorstößen. Die Nordhorner liefen viel mit Ball, anstatt das Spielgerät laufen zu lassen und wenn sie passten, dann oft zu ungenau. „Wir waren so verliebt in den Ball“, ätzte Lajci und nahm seine Stürmer Bertino Nacar und Steve Sam ins Visier: „Wir hätten drei Bälle gebraucht, einen für Bertino, einen für Steve und einen für die Mannschaft.“ Trotz der wenig schmeichelhaften Leistung wäre die Niederlage dennoch zu verhindern gewesen. Doch trotz guter Chancen sprang nur der Treffer von Herion Novaku heraus, der zwei Minuten nach dem zweiten Gegentreffer durch Neumann (30.) auf 1:2 verkürzte. Bei weiteren guten Möglichkeiten verfehlten Nacar (10.) und Sam (50.) das Tor oder scheiterten Novaku (45.) und Sam (75.) am gut reagierenden Eggert. Pech: Ein Kopfball von Oliver Temelkov (85.) wurde auf der Linie geklärt.


Verdener Aller Zeitung

Bi-Ria wirbelt sich frei
3:1 – Ottersberg sorgt in Nordhorn für dicke Überraschung / Neumanns Doppelpack

Aus Nordhorn berichtet
Frank von Staden

NORDHORN · „Wenn ich einen hätte, würde ich heute vor der Mannschaft meinen Hut ziehen“, frohlockte Ottersbergs Fußball-Boss Henning Haltermann gestern Nachmittag nach dem völlig überraschenden aber doch hochverdienten 3:1 (2:1)-Erfolg des Fußball-Oberligisten beim haushohen Favoriten Eintracht Nordhorn nach Toren von Marco Wahlers (4.) und Alexander Neumann (32./61.) sowie dem zwischenzeitlichen 1:2 durch Herion Novaku (35.).

Auch Ottersbergs Coach Axel Sammrey grinste da später im Rahmen der Pressekonferenz bei einem kühlen Blonden ins Rund der Journalisten und verriet: „Ich habe schon vor dem Spiel gesagt, dass wir hier gewinnen wollen. Und letztlich hat jeder gesehen, dass dieser Erfolg auf keinen Fall glücklich war!“ Da vermochte ihm auch sein Pendant Shefqet Lajci nicht zu widersprechen. Der Nordhorner Übungsleiter, der während der 90 Minuten wie ein Irrwisch an der Linie herumtobte und immer wieder seine ideenlosen, ohne Kampfmoral agierenden Schützlinge zusammenstauchte, grantelte: „Diese Niederlage war verdient. Wir haben viel zu unkonzentriert und umständlich agiert, waren zu ballverliebt. Ganz anders Ottersberg, das gradlinig und aggressiv gespielt hat. Die hatten den Willen, wir nicht. Ich bin stinksauer!“

Zumal es die erste Heimpleite der Hausherren seit langem war. Lajci: „In diesem Jahr gab es zumindest noch keine. So schlecht und lustlos habe ich meine Mannschaft seit zwei Jahren nicht mehr erlebt.“ Und das, obwohl er vor der Partie noch eine klare Ansage an sein Team machte, einen „Pflichtsieg“ von ihr fest eingeplant hatte.

Dem aber machten die Grün-Weißen einen fetten Strich durch die Rechnung. Denn statt ein Defensivbollwerk aufzubauen, spielten sie mit den zwei Spitzen Iman Bi-Ria und Alexander Neumann, der etwas mehr aus der Tiefe kam, respektlos auf, warfen die verdutzten Gastgeber in den ersten Minuten von einer Verlegenheit in die nächste. So war ein frühes 2:0 dann auch der Lohn. Erst traf Wahlers nach Foul vom leicht übergewichtigen Ersatzkeeper Jean-Philippe Verheyden am gestern ungemein quirlig wirbelnden Iman Bi-Ria (Sammrey: „Jetzt hat er begriffen, wie es in dieser Liga geht, hat sich freigeschwommen!“), dann bereitete Stefan Denker nach langem Eggert-Abschlag und Bi-Ria-Ablage das 2:0 durch Neumann mustergültig vor.

Denker war ein Glücksfall für diese Partie. Denn nachdem Sammrey früh Defizite bei Sicak erkannte, startete Denker sofort durch und hatte maßgeblichen Anteil an vielen gut herausgespielten Möglichkeiten. Zwar fiel schnell der Anschluss per Fernschuss (Tim Eggert: „Mir war die Sicht versperrt“), doch nachdem der TSV im zweiten Abschnitt wütende Nordhorner Angriffe cool abwehrte und in Konter ummünzte, segelte der unermüdlich fightende Gast ab der 61. Minute endgültig auf Siegkurs. Denn nachdem Curri gegen den freien Neumann auf der Torlinie nur per Hand klären konnte (Lajci: „Mein Spieler hat mir versichert, dass es Brust war“), versenkte Ottersbergs Goalgetter nicht nur den Elfer, sondern hatte nach Rot für den Nordhorner auch numerische Überzahl.

Einzige Vorwurf an die Wümme-Kicker gestern Nachmittag: In der Schlussphase ließen sie fahrlässige bei guten Kontern weitere fahrlässig Treffer aus. Vier-, fünfmal tauchten sie vielversprechend vor dem Nordhorner Gehäuse auf, waren in Überzahl. Doch weder Bi-Ria mit feiner Volleyabnahme nach Becker-Flanke noch der völlig frei Stefan Denker als auch der eingewechselte Thomas Mutlu vermochten die Chancen zu nutzen.


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