Kopfgrafik


Oberliga Niedersachsen 2010/11 - Spielbericht

14. Spieltag - Mittwoch, 17.11.2010 - 19:30
Kickers Emden - VfB Oldenburg 2:0 (2:0)






Bennert schießt Kickers mit Doppelpack an die Spitze
Emden nach 2:0-Derbysieg über Oldenburg erstmals Tabellenführer

Die Ostfriesen agierten vor dem Seitenwechsel höchst effektiv und nutzten zwei von drei Torchancen. Dem 19-jährigen Matchwinner fiel nach seinem Gala-Auftritt nur noch ein Wort ein: „Traumhaft.“ Der VfB verlor das zweite Derby innerhalb von sieben Wochen in Ostfriesland und beendete die Partie nach Gelb-Roten Karten für Didier Webessie (81.) und Peer Wegener (90.) nur noch mit acht Feldspielern.


VON INGO POPPEN

Emden – Viele Szenen, die neutrale Beobachter nach dem Schlusspfiff zu sehen bekamen, ähnelten sich sehr stark – daran bestand kein Zweifel. Während die Oberliga-Fußballer von Kickers Emden nach dem Derby gegen den VfB Oldenburg einen wichtigen Prestige-Erfolg euphorisch bejubelten, verließen die geknickten VfB-Akteure mit hängenden Köpfen den Rasen des Kickers-Stadions. Nachdem die Huntestädter bereits das Halbfinalspiel des Krombacher-Pokals in Ostfriesland vor sieben Wochen mit 0:1 verloren hatten, setzte es für die Elf von Trainer Torsten Fröhling auch im Oberliga-Duell eine 0:2-Niederlage.

Einen entscheidenden Unterschied gab es – neben dem Endergebnis – aber doch noch, zumindest für die Emder. Hatten sie am 29. September noch den Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals 2011/2012 feiern dürfen, so konnten sie sich gestern über eine Tabellenposition freuen, die sie nun erstmals in der aktuellen Spielzeit innehaben. Nach dem Erfolg über das beste Auswärtsteam ist die stärkste Heimmannschaft auch der neue Spitzenreiter in der Oberliga. „Ich bin sehr froh über die 32 Punkte, die uns keiner mehr nehmen kann“, sagte Uwe Groothuis. Der Kickers-Trainer trat jedoch zugleich auf die Euphoriebremse – mit einem Lächeln auf den Lippen. „Es ist klar, dass auch wir im Laufe der Saison Durststrecken durchleben werden. Dafür bitte ich jetzt schon einmal um Verständnis.“

Davon war bei Julian Bennert noch längst nichts zu spüren. Der Emder Angreifer machte den Derbysieg gegen Oldenburg mit seinen Saisontoren Nummer sieben und acht nahezu im Alleingang perfekt und schoss sein Team durch diesen Doppelpack an die Tabellenspitze – in den letzten drei Partien traf der 19-Jährige viermal. „Es ist einfach traumhaft, ausgerechnet in diesem Spiel so zu glänzen“, freute sich Bennert, der sich bei seinem Gala-Auftritt überaus effektiv und nervenstark präsentierte. Eine genaue Erklärung für seinen Lauf konnte der Youngster allerdings nicht abgeben. „Es ist ein Verdienst der gesamten Mannschaft, die einfach super drauf ist und heute wieder einmal überragenden Einsatz gezeigt hat.“

Bennert hatte Recht. Einsatz zeigten die Ostfriesen von Beginn an – trotzdem waren es die Gäste aus der Huntestadt, die in der Anfangsphase Akzente setzen konnten. So bestimmte der VfB das Spiel und besaß durch Didier Webessie die erste echte Torchance der Partie. Doch seine Direktabnahme strich einen halben Meter über den Emder Kasten (17.). Acht Minuten später kamen die Gastgeber zum ersten Mal gefährlich vor das VfB-Gehäuse – und wurden belohnt. Eine Hereingabe von Bennert berührte Oldenburgs Innenverteidiger Peer Wegener mit der Hand. Schiedsrichter-Assistent Christopher Gram hob sofort die Fahne, so dass der Unparteiische Markus Büsing (Osnabrück) unverzüglich auf den Elfmeterpunkt zeigte. Bennert, der den letzten Kickers-Strafstoß gegen den TuS Heeslingen souverän verwandelt hatte, schritt erneut zur Tat – und gab sich keine Blöße (25.).

Den 1163 Zuschauern bot sich in der Folge das gleiche Bild. Die Hausherren waren auf eine gut organisierte Defensivleistung bedacht und überließen den Gästen das Gros an Spielanteilen. Das hätte der VfB beinahe zum Ausgleich genutzt. Eine Flanke von Tim Schwarz landete auf der Querlatte (34.). Nur 60 Sekunden später stand Schwarz frei vor Kickers-Keeper Hergen Gerdes – und scheiterte am Emder Schlussmann (35.). Diese Fahrlässigkeit in Sachen Chancenverwertung sollte sich rächen. Zunächst scheiterte Bennert an Nils Reinke (39.). Drei Minuten nach dieser Aktion ließ Bennert dem Oldenburger Schlussmann im Anschluss an einen Grotlüschen-Freistoß und eine Kopfballverlängerung von Andreas Gerdes-Wurpts keine Chance und traf zum 2:0. „Das hat er technisch perfekt gemacht“, lobte Groothuis seinen Schützling. Dass sein Team mit einer komfortablen Führung in die Halbzeit gehen konnte, kam auch für den Kickers-Trainer überraschend. „Damit haben wir gar nicht gerechnet, schließlich war Oldenburg spielerisch eindeutig besser als wir.“

Dies änderte sich nach dem Seitenwechsel. Zwingende Offensivaktionen des VfB blieben lange Zeit aus. Auf der Gegenseite verpasste Kickers zweimal das entscheidende dritte Tor. Eine Bennert-Flanke befördert VfB-Innenverteidiger Robert Littmann ans Außennetz (58.). Einen Schussversuch von Gerdes-Wurpts konnte Reinke erst im Nachfassen klären (76.). Und als der eingewechselte Kickers-Mittelfeldspieler Denis Djokovic Reinke bereits umspielt und das Spielgerät in Richtung Tor befördert hatte, klärte Außenverteidiger Julian Harings im letzten Moment (79.).

In der Schlussphase fielen die Huntestädter nur noch in negativer Hinsicht auf. Didier Webessie sah wegen Meckerns die Gelbe Karte. Doch anstatt sich zu beruhigen, zeterte Webessie weiter. VfB-Trainer Torsten Fröhling wollte reagieren und den Heißsporn auswechseln. Doch dazu kam es nicht, weil der 21-jährige Kameruner Bennert nach einer vermeintlichen Beleidigung auf dem Weg zur Seitenauslinie ins Gesicht schlug und nach Absprache zwischen Schiedsrichter Markus Büsing und seinem Assistenten Lukas Kirchland mit Gelb-Rot vom Platz flog (81.). „Seine Reaktion war sicherlich nicht richtig, er ist einfach ausgetickt“, sagte Fröhling.

Während Webessie, der trotz seiner Tätlichkeit nur die Ampelkarte gesehen hatte, für den Rest der Spielzeit zusehen musste, mühten sich seine Kollegen weiter und versuchten in Unterzahl alles, um den Anschlusstreffer zu erzielen. Doch die Anstrengungen blieben erfolglos. Einen Schuss von Salomo parierte Gerdes souverän – es war die letzte nennenswerte Offensivaktion der Gäste (86.). Für VfB-Innenverteidiger Peer Wegener, der für das elfmeterreife Handspiel in der ersten Halbzeit Gelb gesehen hatte, endete das Prestigeduell ebenfalls vorzeitig. Nach einem taktischen Foul an Gerdes-Wurpts sah der Abwehrmann Gelb-Rot (90.).

Wenig später war die Partie vorbei. Die Emder nahmen ihren Sprung an die Tabellenspitze wörtlich, sprangen gemeinsam an den Zaun und läuteten damit eine ausgelassene „Humba“ mit den Kickers-Fans ein, um den zweiten Derbysieg gegen den VfB innerhalb von sieben Wochen gebührend zu feiern. Das tat auch Uwe Groothuis. Der Kickers-Coach stieß um 21.36 Uhr im VIP-Raum mit einem Glas Bier auf den Prestige-Erfolg an. Seinem Pendant Torsten Fröhling war nach der zweiten Auswärtsniederlage in Folge so gar nicht nach Feiern zu Mute. Einen kleinen Trost gibt es für die Oldenburger dennoch. Schließlich müssen sie in dieser Saison nur noch einmal gegen Kickers Emden antreten – und bis zum Rückspiel im Mai 2011 bieten sich noch zahlreiche Gelegenheiten, dreifach zu punkten.

Stimme zum Spiel
Torsten Fröhling (Trainer des VfB Oldenburg):
„Wir haben 0:2 verloren, dazu kann man eigentlich nicht viel sagen. Die Jungs hatten sich sehr viel vorgenommen und haben das in der ersten Halbzeit auch sehr gut umgesetzt. Wir haben fußballerisch überzeugt und uns Chancen herausgespielt. Doch im Gegensatz zu Kickers hat uns die Effektivität vor dem Tor gefehlt. Nach dem Seitenwechsel hat man gesehen, dass uns momentan die Qualität fehlt, einen Zwei-Tore-Rückstand noch aufzuholen. Emden hat es ganz clever heruntergespielt und letztlich auch nicht unverdient gewonnen.“

Die Taktik
Kickers-Trainer Uwe Groothuis änderte seine Elf im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Osnabrück II vor einer Woche auf einer Position. Für Denis Djokovic rückte Onno Wildeboer in die Startformation. Ansonsten vertraute Groothuis dem eingespielten Personal. Vor Hergen Gerdes verteidigten Bernd Grotlüschen, Steven Janßen, Kevin Nennhuber und Manuel Menzel in der Viererkette. Davor agierten Gerrit Thomes und Thilko Boekhoff im Zentrum sowie Daniel Kulbatzki und Onno Wildeboer auf den Außenpositionen. Das Sturmduo bildeten BSV-Kapitän Andreas Gerdes-Wurpts und Julian Bennert.

Oldenburg trat in einem 4-2-3-1-System an. Nils Reinke hütete das Tor, davor spielten René Wagner, Robert Littmann, Peer Wegener und Julian Harings. Im defensiven Mittelfeld bot Trainer Torsten Fröhling Alexander Nouri und Philipp Schikora auf. Vor den beiden bildeten Didier Webessie, VfB-Kapitän Waldemar Kowalczyk und Tim Schwarz das offensive Mittelfeld. Dabei unterstützen Webessie und Schwarz den einzigen Angreifer Marcel Salomo bei Ballbesitz und agierten somit als hängende Spitzen.


Nordwest Zeitung
VfB Oldenburg kassiert zweite Niederlage in Folge
FUßBALL Oberligist unterliegt im Derby bei Kickers Emden 0:2 - Julian Bennert erzielt beide Treffer

VON WOLFGANG WITTIG UND OLAF ULBRICH

EMDEN - Der VfB Oldenburg ist in der Fußball-Oberliga endgültig aus dem Tritt geraten: Die Mannschaft von Trainer Torsten Fröhling verlor am Mittwochabend im Derby bei Kickers Emden mit 0:2 (0:2) und kassierte damit nach der 1:3-Pleite am vergangenen Sonntag in Heeslingen bereits die zweite Auswärtsniederlage in Folge. Beide Tore erzielte Julian Bennert (25. Minute, Handelfmeter/41.) vor der Pause. Er schoss die Ostfriesen damit an die Tabellenspitze. Der VfB bleibt mit nun fünf Punkten Rückstand auf die Spitze Dritter.

„Zwei Tore wie aus heiterem Himmel kann man nicht so schnell wegstecken“, konstatierte Fröhling. Der Coach bemängelte vor allem den Leistungsabfall nach einer guten ersten Halbzeit: „Nach der Pause fehlte uns die Qualität. Deshalb hat Emden auch verdient gewonnen.“

Auf dem tiefen Boden im Stadion am Siegweg kamen die Gäste vor 1163 Zuschauern besser in Tritt. Der VfB erspielte sich gegen die mit gehörigem Respekt beginnenden Emder ein deutliches Übergewicht. Eine Unachtsamkeit von Peer Wegener brachte die Oldenburger aber ins Hintertreffen. Nach seinem Handspiel verwandelte Bennert den fälligen Strafstoß sicher (25.). „Der Elfmeter hat uns das Genick gebrochen“, analysierte VfB-Verteidiger Robert Littmann nach Spielende.

Vor allem im Abschluss haperte es. Waldemar Kowalczyk zielte zu hoch (29.), zudem setzte der überragend spielende Tim Schwarz eine Flanke auf die Querlatte (32.). Wenig später scheiterete er am guten Kickers-Torwart Hergen Gerdes (36.). Doch urplötzlich war wieder Bennert zur Stelle, und er erzielte das 2:0 (41.).

Nach der Pause versuchten die Oldenburger den Druck zu erhöhen. Doch Emden störte jetzt früher. Die Gäste hatten dann sogar noch Glück: Nach einem Konter über Denis Djokovic klärte Julian Harings in letzter Not auf der Linie (78.).

Kurz vor Schluss dezimierte sich der VfB noch selbst. Didier Webessie schlug seinem Gegenspieler Bennert mit dem Ellenbogen ins Gesicht und sah dafür die Rote Karte (81.). In der Nachspielzeit musste auch noch Wegener mit Gelb-Rot vom Platz.


Zurück Zurück





Startseite Impressum Kontakt