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Oberliga Niedersachsen 2010/11 - Spielbericht

9. Spieltag - Sonntag, 03.10.2010 - 15:00
SV Ramlingen/Ehlershausen - VfB Oldenburg 2:4 (1:0)


Hunte Report

Fröhlings Glücksgriff belohnt Oldenburger Moral

Von
Fabian Speckmann

Ramlingen. Kampfgeist, Leidenschaft, Moral. Der VfB Oldenburg hat sich nach dem Pokal-Aus bei Kickers Emden eindrucksvoll zurückgemeldet. Mit einer Energieleistung und zwei Toren in der Nachspielzeit siegten die Oldenburger beim SV Ramlingen/Ehlershausen mit 4:2.

Eine gute Stunde lang hatte es nicht danach ausgesehen, dass die Oldenburger tatsächlich drei Punkte auf dem kleinen Platz am Waldrand erspielen würden. Manuel Brunne hatte einmal mehr seine Torjägerqualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt und die Gastgeber mit 2:0 in Führung gebracht. Wie schon in der vergangenen Saison markierte der Angreifer auch diesmal wieder einen Treffer der Extraklasse. Nach einer Flanke von der linken Seite nahm er den Ball volley und traf mit einem Seitfallzieher zum 1:0 (36. Minute).

Ein Tor, mit dem Brunne den Spielverlauf zu diesem Zeitpunkt auf den Kopf gestellt hatte. Die Oldenburger, diesmal mit Peer-Bent Wegener auf der rechten Defensivseite, Marius Zmijak im linken Mittelfeld und Moussa Kabore im Angriff, hatten bis dahin das Tun dominiert. Einzig ein Treffer hatte dem VfB nicht gelingen wollen. Zmijak (15.) hatte über das Tor gezielt und Waldemar Kowalczyk einen Freistoss an den Pfosten gesetzt (21.).

Die Führung, so hatte es den Anschein, schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Ramlingen hatte den spielerischen Vorteilen der Gäste nur wenig entgegen zu setzen. Immer wieder versuchten die Gäste über die Aussenbahnen an die Grundlinie zu kommen, doch der finale Pass fand zu selten einen Abnehmer. Kamen die Stürmer Kabore und Daniel Franziskus dann doch zum Abschluss, brachten die Ramlinger zumeist noch einen Fuß vor den Ball. Folglich reichte den Gastgebern ein guter Pass, den Zmijak nicht verhindern konnte, und eben jener Kunstschuss von Brunne, der sich damit erneut für das „Tor des Monats“ bewerben könnte.

Der VfB ließ sich allerdings durch den Rückstand nicht aus dem Konzept bringen, sondern drängte auf den Ausgleich. Der im Vergleich zum Spiel in Emden deutlich bessere Kowalczyk versuchte sich aus der Distanz, doch der beste Ramlinger, Torhüter Alexander Homann, konnte zur Ecke klären (42.). Die Oldenburger stapften mit entsprechend langen Gesichtern in die Kabine, zumal der bis dahin sehr gute Schiedsrichter Hauke-Jörn Rüther die erste Halbzeit mit einem klaren Fehler beendete. Pascal Magiera hatte den Ball in der Schlussminute im Strafraum mit der Hand gespielt, doch der zwingend fällige Elfmeterpfiff blieb aus.

Die Aufregung darüber sollte in der zweiten Halbzeit nachhaltig getoppt werden, denn der Unparteiische verlor vollkommen seine Linie und avancierte zum schwächsten Mann auf dem Platz.

Der VfB erhöhte unmittelbar nach dem Wiederanpfiff den Druck, sichtlich bemüht, umgehend den Ausgleich zu erzielen. Chancen hatten in dieser Phase dennoch Seltenheitswert, weil die Oldenburger, insbesondere der unglücklich agierende Didier Webessie, schlicht zu kompliziert spielten. Trainer Torsten Fröhling reagierte und brachte an Stelle von Webessie mit Alexander Tschalumjan einen neuen Flügelspieler (56.). Der führte sich auch durchaus gefällig ein. Der VfB war am Drücker, hatte aber Pech, wie Robert Littmann bei einem Kopfball (58.).

Wie einfach Tore erzielt werden können, demonstrieren die Ramlinger. Nach einer Ecke hatte sich Mansur Faqiryar gegen eine Faustabwehr und damit falsch entschieden, denn seinen Fehlgriff nutzte Manuel Brunne humorlos zum 2:0 (60.).

Der VfB schien mit Höchstgeschwindigkeit auf die Verliererstraße abzurutschen. Das redliche Bemühen war nicht genug. Torsten Fröhling hatte abermals reagiert und mit Tim Schwarz an Stelle von Kabore den nächsten offensiven Protagonisten aufs Feld beordert. Auswirken sollte sich das aber erstmal nicht. Immerhin, die Oldenburger zeigten enormen Kampfgeist und schnürten die Gastgeber in deren Hälfte ein. Littmann versuchte sich aus der Distanz, doch Homann brachte abermals eine Hand an den Ball (64.). Knappe sechzig Sekunden später verhinderte er den Anschluss gleich gegen drei Oldenburger, die aus einem guten Meter Distanz nicht trafen und weil das nicht ausreichte, um den Frust komplett zu machen, platzierte Petersen einen Kopfball an die Latte (66.).

Der Druck des VfB blieb hoch und nach 70 Minuten war es Waldemar Kowalczyk, der die Oldenburger wieder in Schlagweite brachte. Auf seinen Anschlusstreffer reagierten die Gastgeber mit Härte. Tim Schwarz wurde von Sebastian Ernst derart übel von hinten umgetreten, dass den knapp 300 Zuschauern klar war, der Ramlinger werde umgehend unter die Dusche geschickt. Schiedsrichter Rüther, längst nicht mehr Herr des Geschehens, zeigte Ernst aber nur die gelbe Karte. Der nächste Aufreger ließ nur sechs Minuten lang auf sich warten. Nach einem Foul an Tschalumjan forderten die Oldenburger einen Elfmeter, doch die Pfeife blieb stumm.

Torsten Fröhling reagierte abermals personell und zog seinen letzten Joker. Co-Trainer Marcel Salomo kam für Marius Zmijak und das sollte sich ganz schnell als Glücksgriff erweisen. Im Halb-Minuten-Takt segelte der Ball in den Strafraum, den der kopfballstarke Salomo umgehend zu seinem Privatbesitz erklärt hatte. Der Ausgleich war nur noch eine Frage der Zeit. Letztlich war es natürlich Salomo, der für Kowalczyk auflegte, dessen trockener Schuss zum 2:2 im Netz zappelte (82.). Doch mit nur einem Punkt wollte der VfB sich nicht bescheiden. Die Gastgeber hatten kein Konzept mehr und versuchten nur noch, das Ergebnis über die Zeit zu retten. Tatsächlich schien Ramlingen auch Glück zu haben, denn Schwarz traf nur den Pfosten (85.). Unmittelbar danach war das Spiel für Sebastian Ernst dann doch zu Ende – gelbrot.

Die Schlussphase gehörte nur allein dem VfB, der auf den Siegtreffer drängte und tatsächlich fand der Ball erneut den Weg ins Tor. Tschalumjan hatte von der Grundauslinie in die Mitte gepasst, Salomo kam an den Ball und traf zum 3:2, dachten zumindest Spieler und Zuschauer. Schiedsrichter Rüther hatte eine andere Meinung und verweigerte dem Treffer die Anerkennung aufgrund einer angeblichen Abseitsstellung.

Der Oldenburger Ärger darüber war aber nur von kurzer Dauer. Jetzt brannte es im Ramlinger Strafraum bei jedem Angriff und tatsächlich sollte der VfB den Siegtreffer erzwingen. Peer-Bent Wegener zielte genau und sorgte für unbändigen Jubel (90. + 2.), der Sekunden vor dem Schlusspfiff sein gefühltes Sahnehäubchen bekam. Gegen die aufgerückten Ramlinger erzielte Tim Schwarz das 2:4 und machte damit in der sechsten Minute der Nachspielzeit einen bemerkenswerten Sieg perfekt.


Nordwest Zeitung

VfB dreht Partie in 17 Minuten
FUßBALL-OBERLIGA Oldenburger siegen trotz 0:2-Rückstands noch 4:2 in Ramlingen

Kowalczyk hatte für den VfB mit zwei Toren ausgeglichen (73., 83.). In der Nachspielzeit trafen Wegener und Schwarz.


VON HENNING BUSCH

RAMLINGEN - Mit vier Toren binnen 17 Minuten haben die Oberliga-Fußballer des VfB Oldenburg einen 0:2-Rückstand beim SV Ramlingen/Ehlershausen noch in einen 4:2-Sieg umgewandelt. Mit der Energieleistung in einer hektischen Schlussphase belohnte sich die Mannschaft von VfB-Trainer Torsten Fröhling für ihre klare Leistungssteigerung gegenüber der bitteren 0:1-Niederlage am Mittwochabend im NFV-Pokalhalbfinale bei Kickers Emden.

Dabei hatte in der ersten Stunde auf dem engen Platz in Ramlingen nahe Hannover alles nach dem nächsten schmerzhaften Nackenschlag für die VfB-Spieler ausgesehen. Die Oldenburger dominierten zwar die Partie, blieben im Abschluss aber erfolglos. So traf Waldemar Kowalczyk bei einem Freistoß nur den Pfosten (22.). Der VfB-Kapitän wirkte aufgrund seines verbalen Rundumschlags nach dem Pokalaus („Im Training sind einige wie die Weltmeister dabei – und hier haben sie die Hosen voll“) besonders motiviert.

Dann schlug Manuel Brunne zu und stellte die Partie auf den Kopf. In der 35. Minute nutzte der Ramlingens Torjäger eine Unachtsamkeit in der VfB-Abwehr und beförderte das Kunstleder per sehenswertem Seitfallzieher unhaltbar in die Maschen.

Nach Wiederbeginn war weiter der VfB am Drücker, doch abermals Brunne sorgte für die vermeintliche Vorentscheidung. Nach einer Ecke hatte sich VfB-Torwart Mansur Faqiryar verschätzt und der Stürmer am schnellsten reagiert – 2:0 (62.). Doch angeführt von den Routiniers Alexander Nouri und Kowalczyk ließ der VfB in seinem Angriffselan nicht nach.

Zwar traf Tim Petersen zunächst per Kopfball nur die Unterkante der Latte (68.), doch brach Kowalczyk auf Vorlage des eingewechselten Tim Schwarz per Direktabnahme in den Winkel mit dem 1:2 den Bann (73.). Zehn Minuten später glich der Kapitän mit seinem schwächeren rechten Fuß zum 2:2 aus (83.). Kurz zuvor war der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Hauke-Jörn Rüther (Göttingen) sehr zum Ärger der Oldenburger ausgeblieben, obwohl Alexander Tschalumjan im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht worden war (79.).

Nach dem Ausgleich wurde es noch turbulenter: Kurz nachdem Schwarz an SV-Torwart Alexander Homann gescheitert war (86.), sah Ramlingens Sebastian Ernst wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte (88.). Danach wurde ein Tor des eingewechselten Marcel Salomo wegen vermeintlicher Abseitsstellung nicht anerkannt (90.). Doch auch diese „Fehlentscheidung“ (Fröhling) vermochte die Moral der Oldenburger nicht zu brechen.

In der Nachspielzeit stürmte VfB-Außenverteidiger Peer Wegener mit nach vorne und traf zur 3:2-Führung der Gäste ins lange Eck (90.+2). Als die Platzherren – inklusive Torwart – bei einem letzten Freistoß noch einmal alles nach vorne geworfen hatten, vollendete Schwarz den anschließenden Konter zum 4:2 ins leere Tor (90.+6).

Torsten Fröhling (VfB-Trainer): Es spricht für die Mannschaft, wie sie nach dem Aus im Pokal wieder zurückgekommen ist. Eine Niederlage wäre diesmal sowas von unverdient gewesen. Diesen Schwung müssen wir jetzt mitnehmen.

Waldemar Kowalczyk (VfB-Kapitän): Wir haben ziemlich gut gespielt, aber die machen zunächst die Tore. Schön, dass wir nach meinen Treffern noch mal die zweite Luft gekriegt haben.


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