Knapper Derbysieg für Union II
Eine typische umkämpfte Oberliga Partie zwischen BFC Dynamo und 1.FC Union II
Der 17. Spieltag der Oberliga Nordost Nord lud zum brisanten Ost-Berliner Derby ins Stadion des Friedrich-Ludwig-Jahn Sportparks ein. Viel Rauch und warmer Glühwein begleitete die 2817 erschienenen Zuschauer. Das entscheidende Tor des Abends schoss der junge Christopher Quiring in der 78. Minute zum Endstand von 1:0 für die Union-Amateure.
Von Sebastian Kotsch
Eine ansprechende und stimmengewaltige Kulisse von 2817 zahlenden Zuschauern wollte diese Flutlichtpartie am Freitagabend live mit erleben. Dieses brisante Derby wurde vorverlegt und somit spielte die erste Mannschaft des 1.FC Union zeitgleich in der Alten Försterei. Das hatte natürlich zur Folge, dass die Unterstützung für die U 23 der Eisernen sehr mager ausfiel. Ganze 16 Fans verirrten sich in den Auswärtsblock. Etwas enttäuschend. Und das zu einem Derby mit einer Menge Bedeutsamkeit und einer langen Vergangenheit.
Die Weinrotweissen aus Hohenschönhausen haben eine lange Verletzten-Liste zu bemängeln. So fehlten Trainer Heiko Bonan mit Wallschläger, Lemcke, Wienbreyer, Rahmig und Ahmetcik einige wichtige Stammspieler. Also durften die jungen Wilden ran.
Umso positiver sah es auf der Seite der Dynamo-Fans aus. Die Unterstützter der Weinrotweissen fanden sich zahlreich ein und es wurde dann kurz vor Spielbeginn auch noch eine angemeldete, sehr ansehnliche Feuerwerkseinlage geboten. Als sich der Rauch verzogen hatte, konnte man zwei Mannschaften auf dem Platz erkennen, denen die Nervosität ins Gesicht geschrieben stand.
Das Spiel begann sehr nervös und hektisch. Union konnte sich zwar zum Anfang der Partie mit gutem Passspiel im Mittelfeld ein kleines optisches Übergewicht erspielen. Doch mehr als drei harmlose Ecken sprangen nicht heraus. Auf der Seite von Dynamo konnte man einen stark arbeitenden Karaduman im Sturm beobachten. Dieser lief viel und liess sich immer wieder geschickt ins Mittelfeld fallen. Dort wartete auf Unionseite mit Philip Malinowski ein zweikampfstarker Mittelfeldakteur, der das ein oder andere Mal ein schnelles Umschalten und damit Schlimmeres der Dynamo-Mannschaft verhindern konnte.
In den ersten 20 Minuten der ersten Hälfte passierte fast gar nichts. Es gab viele Zweikämpfe im Mittelfeld und ein wirkliches spielerisches Übergewicht konnte sich keines von beiden Teams erspielen. Union versuchte das ein oder andere Mal über ihre starken Flügelspieler vor das gegnerische Tor zu kommen. Doch die BFC-Abwehr stand sicher und ging mit einer gesunden Härte in jeden Zweikampf. Mit dem weiteren Spielverlauf konnte sich immer wieder der junge Patrick Töpfer mit guten Szenen in der Abwehr der Dynamos auszeichnen.
Zum Ende der ersten Hälfte gab es dann immer wieder kleinere Unterbrechungen. Daraus resultierten dann auch die wenigen Strafraumszenen. So gab es in der 36. Minute, aus halbrechter Position, einen Freistoß für Union. Dieser flog gefährlich in Richtung des Torwarts, wurde dann jedoch souverän von Töpfer geklärt. In der 40. Minute dann genau dieselbe Situation auf der anderen Seite. Neubert spielt einen langen Ball auf Karaduman. Der wird jedoch nach einer starken Ballannahme kurz vor dem Strafraum zu Fall gebracht. Den daraus resultierenden Freistoß bringt Schimmelpfennig gefährlich aus halblinker Position in den Strafraum, wo jedoch Gill zum Einwurf für den BFC klären kann. Kurz darauf pfiff der bis dahin unauffällig leitende Unparteiische Dirk Simon auch zum Pausentee.
Zu Beginn der zweiten Hälfte, als beide Mannschaften wieder den Rasen betraten, begann es dann zu regnen. Dazu gab es einen frischen, eisigen Wind, der durch das Stadion fegte. Der BFC Dynamo wechselte in der Kabine. Für Kevin Gutsche kam Philip Werner. Die Weinrotweissen aus Hohenschönhausen waren gleich bemüht, das Spiel an sich zu reißen. In der 48. Minute schlug dann Töpfer eine gefährliche Flanke in den Strafraum. Diese verfehlte aber Freund und Feind und wurde am Ende von der Union-Abwehr sicher geklärt. Die Zweikämpfe wurden jetzt auch verbissener geführt. So sah in der 51. Minute Soltanpour die Gelbe Karte für ein taktisches Foul. Kurz darauf versuchte der auffallend spielende Schimmelpfennig in der 53. Minute sein Glück mit einem 30-Meter-Fernschuss. Diesen hielt aber der Union-Keeper sicher. Der BFC versuchte jetzt, Druck auf das gegnerische Tor aufzubauen. Das bot den Amateuren von Union natürlich auch Räume für schnelle Gegenzüge. Einer dieser wurde dann von Steffan Malchow unterbunden. Dieser sah dafür in der 54. Minute die Gelbe Karte.
Der BFC versuchte nun, das Spiel offen zu halten. Union beschränkte sich aufs Reagieren. In der 63. Minute dann eine strittige Situation. Neubert wurde in der Hälfte des Gegners zu Fall gebracht und der Assistent an der Seitenlinie signalisierte daraufhin dem Unparteiischen, dass ein Foul vorlag. Doch dieser winkte nur ab. Eine sehr strittige Entscheidung, fanden auch die Zuschauer. In der 65. Minute wechselte dann Union. Für den stark arbeitenden Mrkaljevic kam nun Marcel Hegert. Das Spiel plätscherte vor sich hin.
Der BFC konnte sich ein leichtes optisches Übergewicht erarbeiten. Nach einer Ecke in der 68. Minute konnte der Union-Keeper nur mit den Fäusten klären, doch der darauffolgende Torschuss verfehlte sein Ziel deutlich. Die Amateure von Union waren nun zum Ende der Partie in ihrer eigenen Hälfte sehr beschäftigt. Der BFC liess nun mal endlich den Ball gut durch die eigenen Reihen wandern. Daraus resultierte dann eine Torchance für Karadumann. Diese konnte aber wiederum der gut aufgelegte Union-Keeper Niendorf halten.
Und dann war es passiert. Aus dem Nichts heraus und durch einen groben Schnitzer des sonst stark spielenden Stefan Krause erzielte Christopher Quiring das 1:0 in der 78. Minute. Sein danach folgender ausfallender Torjubel vor dem Fanblock der Dynamos kam nicht so gut an. Leider etwas unsportlich. Nun hatte die Partie doch seinen sportlichen Höhepunkt erlebt. In den Schlussminuten versucht der BFC nun alles um wenigstens den Ausglich zu schaffen.
Doch als der Unparteiische dann in der 92. Minute das Spiel abpfiff, war die Ernüchterung auf der Dynamo-Seite groß. Im Gegenteil zu Union: Diese freuten sich über den zweiten Derbysieg gegen den BFC in dieser Saison.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass dieses Spiel auch Unentschieden hätte enden können oder sogar müssen. Man konnte den Amateuren von Union ansehen und anmerken, dass sie öfter als andere Teams der Oberliga unter Profibedingungen trainieren. Mit diesem Sieg festigten die Amateure ihren Platz im oberen Tabellendrittel.
Für den BFC Dynamo sollte es nun heißen, in den nächsten Spielen die wichtigen Punkte gegen den Abstieg zu sammeln. Es ist ein großer Wille hierfür zu erkennen. Nur scheitert es bis jetzt noch am spielerischen Geschick der Weinrotweissen. Die Stimmung auf den Rängen zu diesem kleinen Derby konnte besser nicht sein. Es wurde laut gesungen und viel gelacht. Die 2800 Zuschauer haben einen großen Teil zu diesem positiven Freitagabendspiel beigetragen. Es blieb im und rund um das Stadion friedlich. Die Polizei hatte keine Probleme und einen ruhigen Einsatz.
Beide Trainer waren mit dem Ergebnis zufrieden. Union-Trainer Theo Gries meinte, dass auch ein Unentschieden gerecht gewesen wäre. Leider wurde aus seiner Sicht von seinem Team zu wenig nach vorne gespielt und klare Chancen blieben Mangelware.
BFC Trainer Heiko Bonan fand die Leistung seiner Elf - mit allen momentanen Verletzungsproblemen - ganz respektabel. Er war der Ansicht, dass sie guten Kampfeswillen zeigte und eben der letzte Zug zum Tor fehlte. Es sei im Vergleich zu den letzten Spielen ein Aufwärtstrend zu verzeichnen.