„Niederlage unnötig wie ein Kropf“
Eigentlich wollte der SVA den Auswärtssieg bei den Füchsen „veredeln“ und sich durch einen weiteren Erfolg ein kleines „Punktefettpolster“ anlegen. Eigentlich. Doch diese Chance wurde (zu) leichtfertig dahergeschenkt.
Nach vielen Hin und Her am Vortage wurde letztlich doch auf dem Hauptplatz gespielt. Der Boden war hart gefroren und uneben, das Geläuf folglich schwer bespielbar. „Fußballdelikatessen“ natürlich nicht zu erwarten. Das war beiden Teams und Trainern auch im Vorfeld klar.
Die Partie verlief in der ersten halben Stunde fast ereignislos. Wenig Fußball, stattdessen wurde der Ball wie beim Tennis von einer Hälfte in die andere und wieder zurück gespielt. Lediglich zwei Freistöße landeten in Tornähe. Timper für Malchow (9.), Begzadic hielt problemlos, und Blazynski von halbrechts knapp über die Latte (26.). Das war's vorerst. Dann rutschte Timper bei einem Schussversuch aus (32.), Fogel jagte das Leder überhastet in die Wolken (35.).
Es folgte die beste Phase der Einheimischen. Ein Freistoß von Frank kam über Eichstädt im Strafraum zu Kljajic, dessen Schuss landete an der Latte des Malchower Tores (37.). Eine Minute später zielte Eichstädt denkbar knapp über den rechten Torwinkel (38.). Und letztlich fischte Gästekeeper Kornfeld noch einen Wedemann–Schuss aus dem linken unteren Eck (43.). „Da müssen wir einen machen“, ärgerte sich Trainer Oertwig.
Nach dem Wechsel agierte Malchow konsequenter und zweikampfcleverer, trotzdem mit einfachen Mitteln. Man spürte bei den Gästen, dass sie etwas Zählbares entführen wollten. Nach einer „Kerze“ im SVA-Strafraum kam Gästestürmer Kostyk frei zum Schuss, platzierte das Leder aber um Zentimeter links am Tor vorbei (51.). Eben jener Kostyk attackierte, nach zuvor schwacher Klärung von Bucinski, Torhüter Begzadic im Fünf-Meter-Raum, wobei dieser verletzt wurde und behandelt werden musste. Den folgenden Freistoß trat Begzadic, völlig unverständlich, da noch angeschlagen und beeinträchtigt, auch noch selbst. Mit Folgen. Der Ball erreichte nicht einmal die Mittellinie und wurde postwendend vom Gegner genutzt. Wieder Kostyk versuchte sich, wurde aber abgeblockt. Das Leder rollte Pfahl ca. 14 Meter vor dem Tor vor die Füße. Mit viel Übersicht platzierte der wohl auffälligste Malchower den Ball ins rechte untere Eck (67.). „So etwas darf uns nicht passieren“, schimpfte Coach Oertwig zurecht. Der schon mehrfach erwähnte MSV-Stürmer Kostyk machte dann erneut auf sich aufmerksam, diesmal aber negativ. Nach einem Ballverlust nahe der Mittellinie verlor er die Nerven und trat gegen Blazynski nach. Für diese Aktion erhielt er von Schiri Velici bei dessen Oberliga–Debüt konsequent und folgerichtig den „Roten Karton“ (71.).
Fast alle SVA-Spieler positionierten sich nun in der Malchower Spielhälfte. Warum Niroomand dann den Freistoß aber kurz zu Frank spielte und nicht lang nach vorn, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Der Routinier jedenfalls wurde bedrängt und verlor den Ball. Dann ging es blitzschnell. Fogel stürmte auf der linken Seite auf und davon, erhielt dabei vom Gastgeber sogar noch „Begleitschutz“. Ungestört konnte er einen Mitspieler im Strafraum suchen und per Außenrist (!) nach innen passen. Rother stand sechs Meter vor dem Tor frei, konnte sich die Ecke aussuchen und überwand Begzadic mit einem abgebrühten Lupfer – 0:2 (74.).
Nun warf der Gastgeber alles nach vorn, auch Libero Bucinski rückte in den Angriff. In der 80. Minute hatte er einen „Riesen“. Schön von Wedemann im Strafraum freigespielt, schoss er am linken Pfosten vorbei (80.). Blazynski versuchte und verpasste es dreimal mit Schüssen, aber fast immer versprang dem technisch beschlagenen SVA-Spielmacher auf dem holprigen Untergrund das Leder. Erst bei einem ruhenden Ball hatte er mehr Glück. Einen Freistoß von der Strafraumgrenze zirkelte er über die Mauer in den linken Winkel (86.). Die letzte sichere Chance zum Ausgleich vergab Cisse, als er nach einer mustergültigen Eingabe von Wedemann per Kopf das Gästetor aber knapp verfehlte (90.).
Am Ende blieb es bei diesem nicht einmal unverdienten Erfolg der Gäste, die die Geschenke der Lila-Weißen gerne angenommen haben. Verdient auch deshalb, weil die Malchower den unbedingten Willen demonstrierten, hier aus der Gasse etwas mitzunehmen. Dazu waren sie auch körperlich präsenter. Durch diese Niederlage des SVA, die dazu auch noch völlig unnötig war, verlor der Sieg in der Vorwoche leider an Wert. Die mehrfach zu hörende Meinung, das lag am Platz, kann ich nur belächeln und sie erscheint mir auch als zu billig und einfach, denn die Bodenverhältnisse waren für beide Teams gleich (3,- Euro ins Phrasenschwein). Außerdem hatten die Fehler, die zu den „unglaublichen Gegentoren“ (Originalton H. Oertwig) führten, absolut nichts mit den widrigen Platzverhältnissen zu tun.
Nun kommt es darauf an, nach vorn zu schauen, denn die nächsten wichtigen Spiele folgen. Bei höchster Konzentration sollten wir aber durchaus nicht chancenlos sein.
Trainerstimmen:
Sven Lange (Malchow): „Der Boden war für beide Teams sehr schwer zu bespielen. Zur Pause hätte ich ein 0:0 unterschrieben. Ich wusste, dass das Team, welches jeweils den ersten Ball bekommt, das Spiel entscheiden kann und wird. Ich habe meinen Jungs in der Kabine gesagt, dass wir zwei, drei Chancen bekommen werden, diese aber auch nutzen müssen. Sie haben das dann richtig gut gemacht, waren gallig und bissig und der Wille war da. Wir wollten den Sieg ein Stückchen mehr. Wir haben einfach und resolut gespielt und ohne Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. A und O war, etwas Zählbares mitzunehmen, das ist uns gelungen. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass wir hier beim SVA einen Sieg feiern können.“
Hans Oertwig (SVA): „Wir haben ein Glücksspiel unter freiem Himmel gesehen.Wir haben das Spiel bei den widrigen Platzverhältnissen zwar angenommen, aber richtig Probleme gegen die körperlich überlegenen Malchower gehabt. Unsere drei überdurchschnittlich guten Chancen vor dem Wechsel haben wir leider nicht genutzt. Insgesamt fehlte uns die Durchschlagskraft im Angriff, wir haben in der Offensive zu wenig Alarm gemacht. Und natürlich haben wir in den beiden entscheidenden Situationen zu naiv gespielt. Beiden Gegentoren gingen schwere Fehler voraus. Wir haben uns selbst besiegt.“
Text: Dirk Wieland (SV Altlüdersdorf)