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Oberliga Niedersachsen 2011/12 - Spielbericht

25. Spieltag - Samstag, 17.03.2012 - 16:00
BSV Rehden - TSV Ottersberg 1:3 (1:1)


Diepholzer Kreisblatt

Drei Nackenschläge für einen Anfall von Hochmut
1:3 – BSV Rehden kassiert nach schwacher Leistung erste Heimpleite der Saison

Von Arne Flügge

REHDEN · War es bloß Zufall oder doch ein Schuss Selbstironie? Als die Oberliga-Fußballer des BSV Rehden nach der 1:3 (1:1)-Pleite gegen den TSV Ottersberg, der ersten Heimniederlage der Saison, buchstäblich am Boden lagen, hadernd, ge­dank­lich bei dem, was sie da gerade gründlich verbockt hatten, da dröhnte aus den Lautsprechern in den Waldsportstätten der Klassiker „Steh’ auf, wenn du am Boden bist“ von den „Toten Hosen“. Eine bizarre Szenerie. Und selbst der Bandname der Deutschrocker passte wie die Faust aufs Auge zu dem leblosen Auftritt des Aufstiegsaspiranten.

BSV-Trainer Jürgen Stoffregen suchte dann auch verzweifelt nach einer Erklärung für die schwache Leistung seiner Mannschaft. Er fand sie nicht. Und bei der Antwort auf die Frage, was in den Köpfen seiner Spieler wohl vorgegangen war, muss sich der 55-Jährige vorgekommen sein wie ein Kind, das überlegt, ob das Licht im Kühl­schrank bei geschlossener Tür nun an oder aus ist. Wieder keine Antwort. Er steckte ja nicht drin. Stoffregen wirkte frustriert: „Ich weiß nicht, ob die Spieler irgendwelche Drogen genommen haben. Das war gar nichts. Die Enttäuschung ist riesengroß, der Gegner war uns in allen Belangen überlegen. Wir haben nur zugeguckt.“ Und so musste der Rehdener Trainer einräumen, „einen hochverdienten Sieger“ gesehen zu haben, der seiner Mannschaft in punkto Biss, Engagement, Leidenschaft und Laufbereitschaft vorgemacht habe, wie „man so ein Spiel angehen und über 90 Minuten bestreiten muss“.

Doch der BSV Rehden ließ sich in einem Anfall von Hochmut, daheim ohnehin unbesiegbar zu sein, den Schneid abkaufen. Von der ersten Minute an. Und hätte der TSV Ottersberg nicht noch mehrere klare Chancen ausgelassen – aus der Rehdener Pleite wäre ein totales Desaster geworden. Die Ottersberger Tore von Goalgetter Alexander Neumann (5./55.) sowie Stefan Denker (50.) schmerzten aber auch so schon genug. Das zwischenzeitliche 1:1 durch Mehmet Koc (8.) war für den Stürmer nach fünf torlosen Monaten zwar ein ganz persönliches Highlight, im ganzen Großen an diesem Nachmittag aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Für eine ambitionierte Mannschaft war das viel zu wenig“, knurrte Stoffregen und mutmaßte: „Vielleicht haben wir gedacht, dass wir zu Hause unschlagbar sind und es schon irgendwie laufen wird.“ Der Schuss ging gründlich nach hinten los. Ein herber Nackenschlag im Aufstiegsrennen.

Auf dem Rasen tanzten und gröhlten unterdessen die Ottersberger. So, als wären sie gerade aufgestiegen – quasi als finale Demütigung für den Gegner. „Geil Jungs, das haben wir uns verdient“, jubelte Doppeltorschütze Neumann. Dem war nicht zu widersprechen. Sein Trainer stand wenige Meter entfernt und genoss die Jubelarie seiner Helden. „Viel besser kann man auswärts nicht spielen. Wir sind früh draufgegangen, haben uns nicht versteckt und den Gegner 90 Minuten nicht ins Spiel kommen lassen“, jubelte Axel Sammrey: „Die Jungs haben einen gewaltigen Aufwand betrieben und sich dafür auch belohnt.“

Immerhin hatten die Ottersberger noch genügend Puste für ihre Jubelorgie. „Ich denke, Rehden hat uns unterschätzt. Sie haben nicht damit gerechnet, dass wir so einen Druck aufbauen. Wir standen heute richtig gut. Das hat verdammt viel Spaß gemacht“, strahlte Neumann, ehe er wieder mit seinen Kollegen ins Meer der Glückseligkeit abtauchte. „Oh, wie ist das schön!“, war noch länger von weitem zu hören – die Lautsprecherboxen an den Waldsportstätten waren zu diesem Zeitpunkt längst verstummt.


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