Am Ende gab es viel, viel Beifall. „Wir sind stolz auf unser Team“, sangen die 96-Fans auf der Haupttribüne. Ewald Lienen, Trainer der Profis, klatschte im Innenraum anerkennend in die Hände und Shooting-Star Per Mertesacker umarmte fast jeden seiner ehemaligen Kameraden. Trost und Anerkennung heimsten die Amateure von Hannover nach dem NFV-Pokalendspiel reichlich ein. Verdient. Sie waren die bessere Elf, verbuchten ein Plus an Spielanteilen und Torchancen, doch letztlich setzte sich mit Eintracht Braunschweig die im entscheidenden Moment nervenstärkere Mannschaft durch.

Mit 3:2 entschieden die Blau-Gelben das Elfmeterschießen für sich und trugen sich mit dem Gesamt-Ergebnis von 5:4 (2:2, 1:1) zum ersten Mal (!) in die Siegerliste des seit 1956 ausgespielten niedersächsischen Pokals ein. Zum Matchwinner avancierte dabei ein Mann, der zu Saisonbeginn noch einen Stammplatz hatte, inzwischen aber ins zweite Glied gerutscht ist: Jan Zimmermann. Der vor den Toren Hannovers, im Barsinghäuser Ortsteil Langreder, aufgewachsene Linksfuß erzielte während der regulären Spielzeit beide Braunschweiger Treffer und verwandelte schließlich den siegbringenden Elfmeter.

So endete ein Pokal-Krimi, der vor 2500 Zuschauern von Beginn an attraktiven Fußball bot. Gerade einmal drei Minuten waren gespielt, als Zimmermann in eine verunglückte Rückgabe von Alexander Aischmann spritzte und zum 1:0 für den Regionalligisten einschob. Genauer gesagt, für die Reserve des Regionalligisten, denn für das Duell mit dem Vierten der Oberliga Niedersachsen/Bremen hatte Eintracht-Trainer Michael Krüger mit Daniel Graf (Startelf) und Torsten Jülich (Bank) nur zwei Akteure nominiert, die zuvor beim Punktspielsieg über Sachsen Leipzig (1:0) zum Einsatz gekommen waren.

Die von Jürgen Goslar betreuten „jungen Roten“ boten dagegen fast ihre Bestbesetzung auf. Nur die für das NFV-Pokalfinale nicht spielberechtigten, weil für den Lizenzspielkader gemeldeten, Björn Lindemann, Nils Pfingsten und Denis Wolf fehlten. Zu den auffälligsten Spielern zählte von Beginn an Hannovers Ricardo Borba, der nach elf Minuten eine Flanke von Mateusz Duraj sehenswert per Volleyabnahme zum Ausgleich verwertete. Der 21-jährige Brasilianer war es auch, der im ersten Abschnitt die dickste aller 96-Chancen hatte, als er unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff alleine auf das von Alexander Kunze gehütete Eintracht-Gehäuse zulief, den Ball allerdings knapp am Pfosten vorbei schob.

Eine Szene, die der Einschussmöglichkeit ähnelte, die sich kurz nach Wiederanpfiff Braunschweigs Holger Karp bot. Dessen Team ging nach 73. Minuten abermals durch einen von Jan Zimmermann verwandelten Foulelfmeter (Hannes Winzer an Cemal Dilek) in Führung. Acht Minuten später entschied der Unparteiische Axel Wendt (Rotenburg) erneut auf ein regelwidriges Verhalten von Winzer – die Folge: Gelb-Rot. Doch trotz Unterzahl steckte 96 nicht auf und wurde schließlich Sekunden vor dem Abpfiff durch Fabian Montabell, der zunächst per Kopf an Kunze scheiterte, den daraus resultierenden Abpraller aber verwertete, belohnt. 2:2 nach 90 Minuten – das 43. NFV-Pokalfinale musste wie das im Vorjahr (BSV Rehden gegen VfL Wolfsburg Amateure) im Elfmeterschießen entschieden werden.

Gürman Agac blieb als erster Schütze cool, doch weil neben ihm nur Aischmann für Hannover traf, durften am Ende die über 200 mitgereisten Fans aus Braunschweig jubeln. Aus den Händen von NFV-Vizepräsident Karl Frewert nahm Eintracht-Kapitän Holger Karp anschließend den Pokal entgegen. Ein Gefühl, das sein Trainer bereits bestens kennt. Denn der diesjährige Triumph bedeutete für Michael Krüger bereits den vierten nach 2000 (mit Kickers Emden) sowie 2002 und 2003 (jeweils VfL Wolfsburg Amateure). Eine rekordverdächtige Bilanz, für die Krüger vom NFV-Spielausschuss-Vorsitzenden Fritz Höfermann beglückwünscht wurde.