Rotenburger Kreiszeitung
Rogas rechtfertigt Rückkehr mit Ruhe und Reflexen – 3:0
RSV überzeugt gegen Oldenburg mit starker Defensive und effektiver Offensive
Von Matthias Freese
Rotenburg - Die Sonne blendete gewaltig, doch auf eine Schirmmütze verzichtete Tim Rogas. Vielleicht hätte sie bei seiner zur Mitte hochgestylten Haarpracht auch nicht gepasst – vor allem aber behielt der überraschend zwischen die Pfosten zurückgekehrte Keeper des Rotenburger SV auch so den Durchblick. Mit einer souveränen Leistung war er neben der starken Verteidigung und einer effektiven Offensive einer der Garanten für den 3:0 (2:0)-Heimsieg in der Fußball-Oberliga gegen den vor der Saison so hochgehandelten VfB Oldenburg.
Für Rogas war es nach der undankbaren 0:7-Demütigung beim BSV Rehden vor fünf Wochen erst der zweite Einsatz. „Das war ein Bauchgefühl“, erklärte RSV-Coach Jamal Bounoua seine Entscheidung für den Routinier und gegen Youngster Henner Lohmann. „Im Training wirkte Tim sicherer, deshalb habe ich kurzfristig entschieden, ihm die Chance zu geben. Wir wissen ja, was wir an ihm haben.“ Rogas rechtfertigte seine Rückkehr, strahlte Ruhe und Sicherheit bei hohen Bällen aus und zeigte auch einige starke Reflexe, mit denen er ein Gegentor verhinderte – wie gegen Julian Lüttmann (41.) oder Dionissios Ipsilos (75.). „Ich denke, ich habe es ganz anständig gemacht“, meinte der 33- Jährige selbst. Eine Verletzung und ein Urlaub mitten in der Saison hatten ihn um den Stammplatz gebracht. „Ich bin ein bisschen selbst schuld und froh, dass ich jetzt erstmal wieder ein Spiel gemacht habe“, vermied er es tunlichst, nun Forderungen zu stellen.
Vieles wurde übrigens auch schon vor seinem Tor weggeräumt: Allen voran die Innenverteidiger Klaas Rathjen und Christoph Drewes gewannen fast jedes Kopfball- und auch Bodenduell. Vor der Abwehr überzeugte auch Tobias Kirschke als nimmermüder Staubsauger mit 1500-Watt-Motorleistung.
In der Offensive, in der Güven Ayik als Spitze von Anfang ran durfte und Jannis Oberbörsch für den kurzfristig ausgefallenen Thomas Friauf (Leistenprobleme) die rechte Seite beackerte, überzeugte der RSV mit einer nahezu optimalen Ausbeute. Bereits in der sechsten Minute staubte Drilon Demaku zum 1:0 ab, nachdem Keeper Christian Meyer einen Schuss von Achraf Ouro-Gnaou nicht festzuhalten vermochte. Ouro-Gnaou leitete auch das 2:0 ein, Ayik hatte blitzschnell auf Oberbörsch weitergespielt, der im zweiten Versuch den Gäste-Torwart überwand (44.). „Das freut mich für den kleinen Jannis, der ein sehr gutes Spiel gemacht hat“, meinte Bounoua nach dem zweiten Saisontor des 18-jährigen Sottrumers.
Gegen einfallslose Oldenburger, bei denen lediglich das derzeit in der Sanierung befindliche Marschwegstadion regionalligatauglich zu sein scheint, erhöhte Tim Ebersbach mit einem abgefälschten Freistoß schließlich auf 3:0 (81.). „So brauchen wir uns nicht über die Regionalliga zu unterhalten. Rotenburg hat gut gestanden, und wir haben zu wenig gemacht“, resümierte Oldenburgs Coach Timo Ehle. Jamal Bounoua wirkte da deutlich besser gelaunt. Kein Wunder nach der besten Saisonleistung: „Zumindest von der Cleverness und vom Taktischen her war sie das. Und unsere ganz starke Zweikampfquote war die Basis für den Sieg.“
Hunte Report
Enttäuschender VfB erneut ohne Punkte
Von
Fabian Speckmann
Rotenburg. Knappe drei Wochen ist es her, seit Timo Ehle den Ansatz einer Krise als falsch zurückgewiesen hat und von seiner Mannschaft mit einem starken Auftritt im Spiel beim BV Cloppenburg eindrucksvoll bestätigt wurde. Die Nachhaltigkeit geht dem VfB Oldenburg seitdem allerdings ab und spätestens seit der gestrigen 0:3-Niederlage beim biederen Rotenburger SV hat die Krise den VfB fest am Wickel.
Nach dem schwachen Auftritt in Göttingen hatte Timo Ehle seine Mannschaft neuerlich umgestellt. Burdenski, Fidan und Stern fanden sich auf der Bank wieder, Löhmannsröben, Ari und Nick Köster durften beginnen. Seine Mannschaft habe verstanden, worauf es ankomme, war der Trainer vor dem Anpfiff noch überzeugt. Tatsächlich begannen die Oldenburger vor 380 Zuschauern auch druckvoll, doch das erhoffte Feuerwerk der Gäste entpuppte sich allenfalls als schwaches Glimmen.
Mit dem ersten Schuss aufs Oldenburger Tor war das Selbstvertrauen der Gäste dahin. Drilon Demaku nutzte einen Fehler von Christian Meyer zum 1:0. Der VfB-Torhüter hatte einen Distanzschuss nach vorne abprallen lassen und Demarku schaltete umgehend.
Der Rückstand war ein Schock für den VfB, der in einem schlechten Fußballspiel keinerlei Ideen zeigte, wie diesem keineswegs übermäßig starken, aber sehr fleißigen Gegner beizukommen wäre. Schon im Aufbau geriet das Spiel ins Stocken. Der VfB agierte nicht nur ohne Inspiration, sondern auch viel zu langsam, so dass die Rotenburger um ihren 39-jährigen Taktgeber Mourad Bounoua keinerlei Mühe hatten, den eigenen Strafraum abzuriegeln.
VfB-Mittelstürmer Julian Lüttmann konnte einem fast schon leid tun. Bei ihm landete die Kugel beinahe nur in Ausnahmefällen. Wie auch? Über die Aussen ging schlicht nichts. Sebastian Ferrulli brachte auf der rechten Seite in Halbzeit eins ebenso wenig zustande, wie der eingewechselte Jascha Stern nach der Pause. Auf der linken Seiten verzettelte sich Mehmet Ari immer wieder in uneffektiven Einzelaktionen. Folgerichtig kamen die Oldenburger so gut wie nie bis zur Grundlinie, um dann mal in die Mitte passen zu können und für Gefahr zu sorgen. Angesichts dieses Tuns hätten dem VfB gestern weder ein Mario Gomez noch der legendäre Gerd Müller nach einer Frischzellenkur geholfen.
Natürlich, da wäre noch die Option der Standards. Doch Ecken und Freistösse sorgen schon seit Wochen bei gegnerischen Abwehrspielern eher für ein mitleidiges Schmunzeln als für sorgenvolle Blicke.
Der VfB mühte sich gestern durchaus, war gewillt, das Spiel zu drehen, allein er fand keinerlei Mittel. Zudem hatten die Oldenburger auch Pech. Ein Kopfball von Peer-Bent Wegener wurde von der Linie gekratzt und beim Versuch, den Abpraller zu nutzen, rutschte Lüttmann schlicht aus (12.).
Auch Jan Löhmannsröben hätte das Spiel vielleicht drehen können, doch statt mutig den Weg zum Tor zu suchen, zog er ab und scheiterte an Torhüter Tim Rogas (28.). Im Gegenzug hatte der übergewichtige Güven Ayik sogar das 2:0 auf dem Fuß, das schließlich Jannis Oberbörsch nach einem Solo gelang (43.).
Timo Ehle reagierte, brachte nach dem Wechsel erst Jascha Stern, dann noch Dionisos Ipsilos, doch auch das zeigte keine Wirkung. Einzig ein Schuss von Ipsilos durfte als Chance notiert werden, doch selbigen entschärfte Rogas mit einer tollen Parade (77.).
Achtzig oder mehr Prozent Ballbesitz reichten dem VfB allerdings gestern nicht, um wirklich gefährlich zu werden. Statt des Anschlusstreffers sahen die Zuschauer schließlich in der Schlussminute, wie ein abgefälschter Freistoss von Tim Ebersbach zum 3:0 ins Tor kullerte.
„Wir spielen nicht schnell genug, machen wieder einfache Fehler, provozieren dumme Fouls und bekommen Tore nach Freistössen, die völlig unnötig sind“, ärgerte sich Timo Ehle nach dem Schlusspfiff.
16 Punkte hat der VfB von 12 Auswärtsspielen mitgebracht. Am kommenden Sonntag, um 14 Uhr spielen die Oldenburger gegen den TSV Ottersberg erstmals zuhause. Um daraus Kapital zu schlagen, muss die Mannschaft allerdings schleunigst eine solche werden. Die Spieler müssen begreifen, dass sie mit- und füreinander spielen und kämpfen müssen. Selbst limitierte Gegner wie die Aufsteiger Göttingen und Rotenburg machen vor, wie in dieser Liga Spiele gewonnen werden.