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Oberliga Niedersachsen 2011/12 - Spielbericht

13. Spieltag - Samstag, 29.10.2011 - 14:00
TuS Heeslingen - Rotenburger SV 2:1 (0:1)


Zevener Zeitung

Derby mit spätem Happy End

VON SIEGBERT DEMMER

HEESLINGEN. Der TuS Heeslingen ist in der Fußball-Oberliga wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Vor rund 750 Zuschauern besiegte die Elf von Torsten Gütschow am Sonnabend den Rotenburger SV mit 2:1 (0:1). Spieler des Tages war Patrick Müller, der in der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer per Handelfmeter erzielte. Zwar verpassten die Heeslinger den Sprung in die Aufstiegszone, doch ist der TuS dank des Heimerfolges nur noch einen Punkt davon entfernt.

Allerdings hätte die Fußballwelt nach diesem Spieltag auch ganz anders aussehen können. Vor heimischer Kulisse begannen die Gastgeber zwar druckvoll, doch zwingende Chancen erspielten sich die Heeslinger nicht. Immer wieder blieben sie in der gut gestaffelten Abwehr der Gäste hängen.

Während die Gütschow-Elf angesichts des scheinbar unüberwindbaren Abwehrblocks der Rotenburger ein wenig ratlos wirkte, wartete die Mannschaft von Trainer Jamal Bounoua geduldig auf die sich bietenden Chancen. Nach gerade einmal 13 Minuten war es soweit. Thomas Friauf, der die Heeslinger Abwehr während des gesamten Spiels vor arge Probleme stellte, nutzte eine Unachtsamkeit in der TuS-Viererkette eiskalt aus und erzielte das 1:0 für sein Team.

Nur 60 Sekunden später brannte es erneut lichterloh im Strafraum von Björn Müller. Nach einem brandgefährlichen Konter klärte Wojciech Bobrowski in höchster Not vor dem erneut einschussbereiten Thomas Friauf. Dieser stand sieben Minuten später abermals im Brennpunkt des Geschehens. Nach einem Fehlpass von Alexander Hessel hatte er urplötzlich freie Bahn, doch verhinderte der Innenpfosten das 2:0 für die Gäste. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff musste das Aluminium nochmals für den bereits geschlagenen Heeslinger Torwart retten. Nach einem Freistoß von Mourad Bounoua klatschte das Leder nur an die Latte.

Heeslinger Chancen blieben im Verlauf der ersten Halbzeit Mangelware. Die einzige nennenswerte Aktion ergab sich eine Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff. Nach schönem Zuspiel von Nils Laabs verfehlte Jannick Heins das Gehäuse nur um Zentimeter. Wer auf eine stürmische zweite Halbzeit des TuS Heeslingen hoffte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Zwar erspielten sich die Platzherren, die mit Kevin Rehling und Patrick Müller noch zwei weitere Offensivkräfte aufs Feld schickten, ein optisches Übergewicht, aber über weite Strecken fehlten einfach die spielerischen Mittel, um die Abwehr der Kreisstädter ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Statt das Spiel über die Flügel zu öffnen, versuchten es die Platzherren immer wieder mit der Brechstange und nur durch die Mitte.

„Wir hatten uns in der Halbzeit auf eine ganz andere Taktik geeinigt, aber irgendwie konnte mein Team diese Marschroute heute nicht umsetzen“, kommentierte Torsten Gütschow die ideenlosen Aktionen seiner Schützlinge. Weil die spielerischen Mittel nicht reichten, besannen sich die Gastgeber aber auf alte Tugenden und bewiesen wenigstens Kampfgeist und Moral.

16 Minuten vor dem Schlusspfiff wurde der engagierte Auftritt der zweiten Halbzeit endlich belohnt. Nach einem Einwurf von Kevin Rehling war Patrick Müller zur Stelle. Praktisch von der Außenlinie hielt er einfach drauf und überraschte damit RSV-Torwart Tim Rogas. Dieser brachte die scharf geschossene Flanke nicht unter Kontrolle und lenkte den Ball zum 1:1 ins Tor.

Die Platzherren witterten nun Morgenluft und setzten in den verbleibenden Minuten noch einmal alles auf eine Karte und schnürten die Gäste zusehends in der eigenen Hälfte ein. Wirklich zwingende Chancen ergaben sich auch weiterhin nicht, doch bei einer Flanke in der Nachspielzeit spielte Rotenburgs Klaas Rathjen den Ball mit der Hand. Schiedsrichter Patrick Mewes zögerte nicht eine Sekunde und endschied auf Elfmeter für den TuS Heeslingen. Patrick Müller nahm sich das Leder und versenkte den Ball eiskalt zum 2:1 im Netz (92.).

Mit dem Siegtreffer in letzter Sekunde stellte er die Fußballwelt buchstäblich auf den Kopf, denn nicht das bessere, sondern das glücklichere Team gewann am Ende das ewig junge Duell der beiden Oberligateams aus dem Kreis Rotenburg.


Rotenburger Kreiszeitung

„Wir sind der moralische Sieger“
Rathjens umstrittenes Handspiel verhilft Heeslingen zum schmeichelhaften Last-Minute-Erfolg – 2:1

Von Matthias Freese

HEESLINGEN · Diese Niederlage schmerzt wie zahlreiche blaue Flecken – doch nach ein paar Tagen dürfte sie nicht mehr allzu weh tun. Im ultimativen Derby der Fußball-Oberliga ließ sich der Rotenburger SV noch den Überraschungssieg vom gastgebenden TuS Heeslingen entreißen und kassierte in der zweiten Minute der Nachspielzeit den Treffer zum 1:2 (1:0)-Endstand durch einen höchst diskussionswürdigen Handelfmeter, verursacht von Innenverteidiger Klaas Rathjen. „Und dann feiern die noch nach so einem Grottenspiel“, ärgerte sich RSV-Kapitän Tim Ebersbach.

Heeslingen zelebrierte den Sieg über den Erzrivalen vor rund 650 Zuschauern in der Tat ein wenig übertrieben, einigen Akteuren war jedoch auch anzumerken, dass ihnen der Erfolg etwas unangenehm war. Etwa Keeper Björn Müller, der vor einigen Jahren noch das RSV-Trikot getragen hatte. „Ein 1:1 wäre für den RSV mindestens verdient gewesen“, räumte er ehrlich ein.

Was die Rotenburger vor allem erzürnte, war der Pfiff des lange Zeit souverän leitenden Referees Patrick Mewes (Spvgg Laatzen) in der Nachspielzeit. „Verursacher“ Rathjen rechtfertigte sich: „Handspiel ja, aber ich werde vorher klar gefoult und habe zwei Ellenbogen im Rücken gespürt. Da war es dann eine natürliche Bewegung, dass die Hand hoch ging. Ich war mir sicher, dass er Freistoß für uns gibt.“ Doch der Unparteiische entschied anders, und Patrick Müller traf zum schmeichelhaften 2:1-Last-Minute-Sieg. Im Dialog sollen die Heeslinger das Foul hinterher eingeräumt haben – doch war ihnen in der Situation der Dreier wohl lieber als ein Fairnesspreis.

„Für mich sind wir der moralische Sieger“, stellte Rathjen jedenfalls fest. Das hätte sein Team nach einer starken ersten Hälfte auch sportlich klarmachen können. Nach dem 1:0 in der 13. Minute durch einen Kopfball des freistehenden Thomas Friauf – klasse vorbereitet von Morad Bounoua – boten sich den Gästen weitere Großchancen. Doch Friauf scheiterte am Innenpfosten (22.), Bounoua an der Latte (39.). „Eigentlich müssen wir da mit 3:0 führen“, haderte Tim Ebersbach. „In der ersten Halbzeit haben wir Glück gehabt. Man hat gemerkt, dass die letzten Wochen bei uns nicht ganz rund liefen“, hatte Heeslingens Mittelfeldakteur Thomas Johrden eine Erklärung für den Auftritt seiner Elf.

Pomadige Gastgeber warfen im zweiten Durchgang zwar alles nach vorne, doch ein Konzept war nicht erkennbar. Auch Coach Torsten Gütschow („Wir haben ein ganz schlechtes Spiel gemacht“) zog sich regungslos auf die Bank zurück und überließ seinem „Co“ René Walther die Kommandos. Der RSV kam kaum mehr zu Entlastungsangriffen, einzig Friauf vergab aussichtsreich die Chance zum 2:0 (71.) und verpasste es, zum Helden des Derbys zu werden. Stattdessen erzielte der eingewechselte Müller drei Minuten später das 1:1 nach einem Einwurf von Kevin Rehling – allerdings unter Mithilfe von RSV-Keeper Tim Rogas, der sich verspekuliert und die kurze Ecke aufgemacht hatte. Auch bei diesem Treffer legten die Gäste Einspruch ein – durch Außenverteidiger Andy Kiel, der beim Torschuss bereits am Boden lag. „Er hat mich vorher am Kopf getroffen, ein klares Foul“, monierte er und erhielt Unterstützung von Mitspieler Ebersbach.

RSV-Coach Jamal Bounoua nahm die Niederlage relativ gelassen hin: „Das war ein Spiel auf Augenhöhe. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt, hätten den Sack auch in der ersten Halbzeit zumachen können. Und das gegen einen Gegner, der andere Ambitionen und einen ganz anderen Etat hat“, resümierte er.


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