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Oberliga Niedersachsen 2011/12 - Spielbericht

15. Spieltag - Samstag, 12.11.2011 - 14:00
Goslarer SC - Rotenburger SV 5:0 (2:0)


Goslarsche Zeitung

Vorentscheidung beim 5:0-Sieg des GSC binnen zehn Minuten

Von Frank Saigge

Manchmal läuft es ja tatsächlich wie im Vorfeld erhofft. Das 5:0 (2:0) des GSC vom Samstag gegen den Rotenburger SV war so ein Fall.

Binnen zehn Minuten zwei frühe Tore zur Beruhigung, eine Rote Karte für den Gegner – und der Rest war Schaulaufen, erst ein wenig zäh, aber später höchst attraktiv.

Dabei begann das Spiel ganz und gar nicht wie erwartet. Es waren die Gäste, die in den ersten zehn Minuten mutig waren und dem Geschehen auf dem Platz ihren Stempel aufdrückten. Aber der erste gelungene Angriff der Gastgeber wurde gleich mit einem Treffer wie aus dem Lehrbuch gekrönt: Zuckerpass von Mirhudin Kacar aus der Bedrängnis auf die rechte Seite, von dort eine Maßflanke von Tezcan Karabulut, und der heranstürmende Muhamed Alawie wuchtet den Ball per Kopf ins Rotenburger Tor. Besser geht es nicht.

Nur wenige Minuten später dann ein Solo von Tim Rubink, der in den Strafraum der Gäste eindringt, den Ball fast schon verloren hat, ihn dann aber doch noch auf Corvin Behrens zurücklegen kann, und der zirkelt ihn zum 2:0 ins lange Eck. Es war beileibe kein Zufall, dass beide Treffer über die rechte Seite vorbereitet wurden, wo Rubink und Karabulut vor der Pause glänzend harmonierten. Vor allem Rubink lieferte nach seiner eher schwachen Leistung von Göttingen seinen bisher stärksten Auftritt im GSC-Trikot mit viel Offensivdrang ab, zeigte sich ähnliche formverbessert wie Blerim Rrustemi und der ohne Mätzchen agierende Karabulut.

Als dann wiederum nur eine Minute später RSV-Kapitän Christoph Drewes die Rote Karte sah, war praktisch schon die Vorentscheidung gefallen. Mit einem Mann mehr hatten die Goslarer nun gefühlt 80 Prozent Ballbesitz, spielten lange Querpassagen, warteten auf eine Lücke, hatten aber zunächst keinen zählbaren Erfolg, da die Rotenburger vorwiegend auf Schadensbegrenzung bedacht waren und nur sporadisch die Mittellinie überquerten.

Als dann aber Mitte der zweiten Hälfte mit Filip Sajbidor und Jörn Winkler zwei frische Offensivkräfte kamen und die bisher dahin nicht sonderlich auffällige linke Seite mit Peter Endres und Behrens neue Spielfreude entdeckte, kam noch einmal mächtig Schwung ins Spiel.

Ein Angriff nach dem anderen lief nun über links, und der Erfolg blieb nicht aus. Erst hält Winkler nach Kombination über Endres und Sajbidor den Kopf hin: 3:0. Dann wird Sajbidor im Rotenburger Strafraum gelegt, Endres verwandelt den Elfer zum 4:0. Und schließlich braucht der Slowake, mithin an allen drei Treffern beteiligt, nach glänzender Vorarbeit von Behrens nur noch den Ball über die Linie zu drücken, um den 5:0-Endstand zu markieren.


Rotenburger Kreiszeitung

Drewes’ Entgleisung hat Folgen
Goslars Stürmer Alawie als „Du Moslem“ beleidigt und Rot kassiert – 0:5 / „Bin kein Rassist“

Aus Goslar berichtet

Matthias Freese

GOSLAR · Jetzt hat der Rotenburger SV einen hausgemachten Rassismus-Vorwurf am Hals – ausgelöst von Innenverteidiger Christoph Drewes! Der in den letzten Wochen konstanteste Spieler des Fußball-Oberligisten wird zum neuen Sorgenkind. Er beleidigte in der Partie beim Goslarer SC 08 seinen Gegenspieler Muhamed Alawie in der 22. Minute mit den Worten „Du Moslem“, sah dafür die Rote Karte und erwies seiner Elf einen nachhaltigen Bärendienst. Die 0:5 (0:2)-Klatsche geriet angesichts Drewes’ erneuter Entgleisung in den Hintergrund.

„Mit zehn Mann hat man keine Chance beim Tabellenführer. Das darf Christoph nicht passieren, er schwächt damit uns als Team“, hatte auch Mitspieler Sebastian Harth kein Verständnis. Muhamed Alawie war nach Drewes verbalem Aussetzer sofort auf Schiedsrichter Enno Thiele (TuS Hohne-Spechtshorn) zugelaufen: „Das ist rassistisch“, teilte er ihm mit und erklärte später: „Wenn er mir beim Spazierengehen unter Freunden so etwas sagt – kein Problem. Aber das gehört nicht auf den Fußballplatz. Und der RSV hat doch selbst genügend Moslems in der Mannschaft.“

Sünder Drewes, der bereits am zweiten Spieltag Rot in der Partie beim BV Cloppenburg wegen eines Remplers gegen den Referee gesehen hatte, bestätigte die gewählten Worte, wehrte sich jedoch gegen den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit: „Ich bin kein Rassist und habe selber genügend Freunde, die Moslems sind. Für mich war das auch keine Beleidgung. Wenn man mich einen Christen nennt, fühle ich mich ja auch nicht beleidigt.“ Viele andere sahen das nicht so, auch Mitspieler Jannis Oberbörsch, der quasi ein Opfer von Drewes’ Verhalten wurde, weil er dadurch früh dem defensiven Emmanuel Ngon à Goufan Platz machen musste, fragte seine Mitspieler frustriert und ungläubig: „Wie kann man so etwas sagen?“ Abgesehen davon, dass für Drewes als Wiederholungstäter die Hinrunde beendet sein dürfte, hält sich Coach Jamal Bounoua interne Konsequenzen vor: „Das geht gar nicht. Ich fordere immer Disziplin von der Mannschaft und Respekt gegenüber den Mitspielern, dem Schiedsrichter und dem Gegner – da wird es sicher ein Gespräch mit dem Vorstand geben.“ Bleibt also abzuwarten, wie der RSV auf diese Entgleisung reagiert.

Da es zum Zeitpunkt des Platzverweises trotz ansprechender erster zehn Minuten bereits 0:2 stand – Alawie (12.) und der Ex-Heeslinger Corvin Behrens hatten die Löcher in der Defensive bestraft (19.) – ging es für den RSV fortan nur um Schadensbegrenzung, zumal auch Güven Ayik mit Verdacht auf Gehirnerschütterung früh raus musste (24.). So blieb dem RSV in der Goslarer Arena, hoch über den Dächern der Kaiserstadt, nur die Rolle des Fußvolks. Jörn Winkler (72.), Peter Endres per Strafstoß nach einem Foul von Andy Kiel an Filip Sajbidor (82.) sowie Sajbidor selbst (87.) schossen letztlich den standesgemäßen Sieg heraus.

Dennoch gab es nach dem Abpfiff auch versöhnliche Töne – und zwar von Goslars Muhamed Alawie: „Ich wünsche der Rotenburger Mannschaft alles Gute und auch den Klassenerhalt.“ Wohlwissend, dass solche Aktionen wie von Drewes dann aber nicht mehr vorkommen dürfen.


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