Oberliga Niedersachsen 2011/12 - Spielbericht
5. Spieltag - Sonntag, 04.09.2011 - 15:00
Goslarer SC - VfB Oldenburg 1:0 (1:0)
Goslarer SC: Nico Lauenstein - Tim Rubink, Nils Pölzing, Alessandro Caruso, Slavomir Lukac, Peter Endres, Mirhudin Kacar, Filip Sajbidor (78. Patrick Czaja), Justin Eilers (84. Jörn Winkler), Muhamed Alawie (61. Tezcan Karabulut), Corvin Behrens
Trainer: Manfred Wölpper
VfB Oldenburg: Christian Meyer - Peer Wegener, Robert Littmann, Tim Petersen, Alexander Dreher, Jan Löhmannsröben, Jascha Stern, Fabian Burdenski, Mehmet Ari, Mehmet Ali Fidan (46. Alexander Tschalumjan), Sebastian Ferrulli (73. Patrick Degen)
Trainer: Timo Ehle
Tore: 1:0 Corvin Behrens (6.)
Schiedsrichter/in: Sebastian Hübner (Braunschweig) - Assistenten: Thorben Rutsch (Rötgesbüttel), David Christen (Braunschweig)
Rote Karte: - / Robert Littmann (85.), Jan Löhmannsröben (90.)
Goslarsche Zeitung
Beim 1:0 des GSC gegen Oldenburg kochen die Emotionen hoch
Von Frank Saigge
Spiele gegen den VfB Oldenburg sind nun mal etwas Besonderes. Auch das 1:0 (1:0) des Goslarer SC 08 am Sonntag reihte sich würdig in die Reihe der spektakulären Duelle ein. War es lange Zeit nicht besonders hochklassig, aber überaus spannend, so überschlugen sich in der Schlussphase die Ereignisse, und diese Hektik fand dann auch auf dem Rasen und den Rängen der S-Arena am Osterfeld ein turbulentes Nachspiel.
Über weite Strecken wirkte die Partie vor rund 500 Zuschauern wie eine Kopie des Pokalspiels gegen Havelse. Der Gegner hatte allerdings nicht das Format des Regionalligisten. Dem GSC gelang erneut ein frühes, glänzend herausgespieltes Tor. Nach einer Kombination über Justin Eilers und Filip Sajbidor vollendete Corvin Behrens in spektakulärer Manier. Danach wirkten die Gastgeber sehr präsent, versäumten es allerdings, einen Treffer nachzulegen. Die Gäste hatten im ersten Abschnitt nur eine richtig gute Gelegenheit. Nach ihrer ersten Ecke und einer vergeblichen Segeleinlage von Nico Lauenstein traf Jascha Stern nur den Innenpfosten.
Es sollte allerdings der einzige Patzer des GSC-Keepers bleiben, der nach dem Wechsel dann einige Unachtsamkeiten seiner Vorderleute ausbügelte.
In den letzten Minuten ging dann noch mal die Post ab. Nach einem Foul an Behrens an der Strafraumgrenze kochten die Oldenburger Gemüter über, Robert Littmann sah nach einer Kopfnuss gegen den Gefoulten ebenso Rot wie wenige Minuten später Jan Löhmannsröben nach einer Sense gegen Tezcan Karabulut.
Hunte Report
VfB verliert nicht nur drei Punkte
Von
Fabian Speckmann
Goslar. Der VfB Oldenburg droht in der Oberliga aus dem Tritt zu geraten. Beim Goslarer SC kassierten die Blauen ihre zweite Saisonniederlage, doch Trainer Timo Ehle wird weniger das 0:1 schmerzen, sondern vielmehr der drohende Ausfall von zwei Leistungsträgern. Robert Littmann und Jan Löhmannsröben kassierten in der zweiten Halbzeit die rote Karte.
Dass es ein Tag zum Vergessen werden könnte, zeichnete sich für die Oldenburger relativ früh ab. Obwohl sie sich bereits um 9.45 Uhr auf den Weg Richtung Harz gemacht haben, kamen sie erst knappe zwanzig Minuten vor dem eigentlich Anpfiff an. Schiedsrichter Sebastian Hübner gab sich zwar großzügig und zögerte den Spielbeginn eine Viertelstunde hinaus, doch das reichte den Oldenburgern nicht, um von Anfang an auch mental im Spiel zu sein.
Die Gastgeber nutzten den schläfrigen Oldenburger Beginn konsequent. Nach einem Angriff über die rechte Seite brachte Corvin Behrens seine Mannschaft in Führung (6. Minute). Ein Dämpfer, den der VfB wie Ballast durch die erste Halbzeit mit sich herumschleppen sollte. „Wir waren in der ersten Viertelstunde gar nicht auf dem Platz“, ärgerte sich Timo Ehle bereits auf dem Weg in die Halbzeitpause.
Leicht hätten die Kicker im GSC-Trikot auch ein zweites oder drittes Tor schießen können, verpassten es jedoch, ihre knappe Führung nachhaltig aufzuhübschen. Das wäre beinahe bestraft worden, doch Oldenburgs Jascha Stern hatte Pech. Er traf nur den Pfosten.
Der hochgradig unzufriedene Oldenburger Übungsleiter reagierte in personeller Hinsicht. Mehmet-Ali Fidan musste für Alexander Tschalumjan weichen (46. Minute). Mit seiner Schnelligkeit und Dynamik sollte er das Angriffsspiel beleben. Das gelang in Ansätzen, denn schon in seiner ersten Szene entwischte Tschalumjan seinem Gegenspieler, wurde allerdings ruppig von den Beinen geholt. Ein farbiger Verweis hätte die logische Folge sein müssen, Schiedsrichter Hübner beließ es allerdings bei einer Ermahnung und stand fortan im Fokus des Oldenburger Zorns.
Statt mit dem Unparteiischen zu hadern, wäre ein deutliches mehr an Konzentration sicherlich angebracht gewesen. Allein die fehlte dem VfB in diesem Spiel zu lange. Logisch wäre folglich ein zweiter Goslarer Treffer gewesen. Nach feinem Zuspiel von Muhamed Alawie hätte der frei stehende Justin Eilers den Ball fraglos mit dem kleinen Zeh über die Linie gebracht, traf ihn aber nicht (55.). Dieses Manko im Abschluss sollten die Gastgeber nicht zum letzten Mal offenbart haben und als Folge dessen wurde auch die Bankbesetzung der Hausherren zunehmend nervös.
Spielerisch ging auf dem rutschigen Lehmboden für den VfB wenig zusammen, dennoch sollte sich die Mannschaft mehr und mehr ins Spiel kämpfen und tatsächlich auch zu Chancen kommen. Wiederholt stand dabei Sebastian Ferulli im Mittelpunkt. Von Jan Löhmannsröben mit einem Lupfer in Szene gesetzt, hatte er den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte jedoch an Torhüter Nico Lauenstein (64.).
Vier Minuten später schickte Littmann seinen Stürmer auf die Reise, der düpierte Tim Rubink, kam aber neuerlich nicht an Lauenstein vorbei. An Nahrung für das Oldenburger Frustpotenzial mangelte es also nicht. Goslar blieb mit Kontern weiter gefährlich, brachte den Ball aber kein zweites Mal über die Torlinie.
Selbiges hätte Peer-Bent Wegener nach Zuspiel von Tschalumjan gelingen können, doch erneut stand Lauenstein im Weg (75.). Längst war der Goslarer Torhüter zum besten Spieler seiner Elf mutiert. Und er hatte Glück, wie etwa bei einem Kopfball von Fabian Burdenski, der das Tor nur um Zentimeter verfehlte (76.).
Nach dem Spiel hätten die Oldenburger vielleicht sogar von einer unglücklichen Niederlage sprechen können, wäre die Schlussphase nicht zum ruppigen Gegeneinander verkommen. So wird sie eher als ausgesprochen dumm in die Historie dieser Saison eingehen. Längst hatten sich die Protagonisten für die handfeste Variante des Fußballspiels entschieden und damit Schiedsrichter Hübner vor Probleme gestellt. Der zückte konsequent den gelben Karton gegen den VfB, beließ es nach Fouls der Gastgeber allerdings bei Ermahnungen und brachte damit die ohnehin mit sich und ihrer Leistung hadernden Oldenburger gegen sich auf. Nach einem Gewühl kam es zum offenbar wenig charmanten Austausch von Unfreundlichkeiten zwischen Robert Littmann und Corvin Behrens, der umgehend Bodenkontakt suchte. Immerhin war er genauso schnell wieder fit und durfte sich in die finalen Minuten des Spiels einbringen. Littmann dagegen war von Hübner – durchaus nachvollziehbar - die rote Karte gezeigt worden. Der Oldenburger hatte im Getümmel offenbar einen Kopfstoss angedeutet.
Obwohl personell reduziert, drückte der VfB auf das Goslarer Tor. Hektik auf und neben dem Platz war die Folge und die sollte sich noch potenzieren, weil Jan Löhmannsröben sich ganz offensichtlich als Weitspringer versuchte. Sein gewaltiger Satz Richtung Aussenlinie war indes vollkommen unangebracht und wurde für Tezcan Karabulut sogar gefährlich. Zwar beteuerte der Oldenburger, den Gegner nicht berührt zu haben und die Tatsache, dass Karabulut unmittelbar nach dem Wiederanpfiff wieder zum Sprint ansetzen konnte, mag das unterstützen, doch der Platzverweis durch Hübner war nachvollziehbar.
Während die meisten Zuschauer sich bereits gedanklich mit einer mehrminütigen Nachspielzeit anfreundeten, die unbedingt gerechtfertigt gewesen wäre, hatte Sebastian Hübner genug und beendete das Spiel in der 91. Minute vorzeitig.
Statt demütig die Kabine aufzusuchen und die eigene Leistung einer kritischen Würdigung zu unterziehen, brachten bei den Oldenburgern jetzt alle Dämme. Timo Ehle suchte im Sprint die Nähe des Schiedsrichters, um jenen hinsichtlich der fehlenden Nachspielzeit lautstark zu befragen. Weil zudem Oldenburger und Goslarer Spieler den Kontakt übertrieben, kam es zu Rudelbildungen und kleineren Schubsereien auf dem Platz. Auf den Rängen wurde es sogar handfest. Aus ungeklärten Gründen kam es im Block der Oldenburger Fans zu einer kurzen Auseinandersetzung mit Polizei und Ordnungsdienst in deren Verlauf ein Oldenburger Fan durch einen Schlagstock verletzt wurde.
Es war das schlechte Ende unter einen Tag, den die Oldenburger wohl gerne streichen würden. Eine selbstkritische Aufarbeitung allerdings sollte zuvor unbedingt erfolgen, denn mit Auftritten dieser Art dürfte ein Platz unter den ersten fünf Mannschaften ein Wunsch bleiben.
Timo Ehle: „Wir haben den Anfang verschlafen und deshalb verloren. Ich sage eigentlich nie etwas zum Schiedsrichter und er hat das Spiel auch nicht entschieden, aber wie er heute die Karten verteilt hat, war nicht in Ordnung. Beide Platzverweise kann man allerdings geben. Das darf weder Robert noch Jan passieren.“